Die gut besuchte gemeinsame Veranstaltung der Grünen Ortsverbände von Haar, Grasbrunn und Putzbrunn am 15.10.25 zum Thema Gleichstellung begann mit einer kurzen Vorstellung der drei Podiumsteilnehmer:innen.
Julia Post (MdL, Sprecherin für Frauen, Jugend und den Öffentlichen Dienst) berichtete aus dem Landtag u.a. über die Initiative zur Überarbeitung des Gleichstellungsgesetzes, die von den Grünen auf den Weg gebracht wurde. Die Rahmenbedingungen für Behörden, Kommunen und kommunale Unternehmen sollen geschaffen werden, um dort eine bessere Gleichstellung zu erreichen. In den Parlamenten und in den Räten gibt es derzeit keinerlei Vertretungsregelungen. Das bedeutet, dass gewählte Vertreterinnen keine Elternzeit nehmen können und somit häufig gar nicht erst zur Wahl stellen.
Marion Seitz (3. Bürgermeisterin in Aschheim, Landratskandidatin) sprach als vierfache Mutter die Hürden im ganz normalen Familienalltag an, die besonders auf den Frauen lasten. Sie wünscht sich mehr junge Frauen in Gemeinde- und Stadträten, da dort die Weichen gestellt werden für viele Themen, die junge Familien betreffen. Ebenso wünscht sie sich aber auch mehr Väter in Elternbeiräten, da dort die Männer unterrepräsentiert sind.
Tom Kaleße (Sprecher Grüne Putzbrunn, Bürgermeisterkandidat) schilderte als Lehrer für Mathematik, Physik und Ethik, wie er Mädchen für Technik begeistert und sie auf technische Berufe vorbereitet. Aus seiner Sicht sollte Gemeinderät:innen die Gleichstellung nicht nur in den Beratungen und Beschlüssen berücksichtigen sondern auch nach außen tragen, z.B. in die Vereine.
In der folgenden Diskussionsrunde wurden von den Anwesenden diese Themen aufgegriffen sowie einige neue Punkte eingebracht. Gemeinsam wurden Lösungsideen entwickelt.
Politische Teilhabe ermöglichen
- Hybride Formate für Ratssitzungen, also die Möglichkeit, online an Sitzungen teilzunehmen
- Für Parlamente und Räte sollte gesetzlich eine Vertretungsmöglichkeit geschaffen werden, um Müttern eine Auszeit zu ermöglichen
- Quotierte Listen mit einem prozentual festgelegten Mindestanteil von Frauen für Parlamente und Kommunen
- Bezahlte Babysitter:innen für Rät:innen mit kleinen Kindern in die Geschäftsordnung aufnehmen
- Junge Menschen als Berater:innen gewinnen für die Mandatsträger:innen, also ein Reverse Mentoring von jung zu alt einführen
In den Kommunen wirksam werden
- Über Fraktionsgrenzen hinweg zusammenarbeiten, um Beschlüsse durchzusetzen, die der Gleichstellung dienen
- Bei der Haushaltspolitik in den Kommunen prüfen, wofür das Geld ausgegeben wird – wie viel des Budgets fließt in Themen, die Frauen zu gute kommen (Genderbudgeting)? Hier muss häufig erst die Datengrundlage geschaffen werden für künftige Entscheidungen.
- Verkehrspolitik besser ausrichten, um sicherzustellen, dass Familien nicht auf das Auto angewiesen sind und die Kinder und Jugendlichen sich sicher selbst durch den Verkehr bewegen können, z.B. durch ausreichenden öffentlichen Nahverkehr
- Die kommunale Wohnungspolitik ausrichten an den Bedürfnissen von Familien
- Bürgermeister:innen gewinnen für die Themen – oder dafür sorgen, dass solche gewählt werden, die für Gleichstellung einstehen
- Eine Gleichstellungssatzung für die Kommune aufstellen, wie sie sich die Stadt München gegeben hat
- Die Gleichstellung ist ein Verfassungsauftrag, den alle staatlichen Ebenen umsetzen sollten, insbesondere auch die bayerische Staatsregierung, die diesem Auftrag nur unzureichend nachkommt
- Mehr junge Menschen gewinnen für die Arbeit in den Räten, damit ihre Sicht berücksichtigt wird bei Entscheidungen
- Barrieren sichtbar machen in den Kommunen, z.B. Hindernisse auf Gehwegen, unzureichende Radwege
Arbeit und Familie vereinbar machen
- Flexible Arbeitszeiten ermöglichen, auch in den Ämtern und Kommunen
- Online Arbeitsmöglichkeiten beibehalten, statt Anwesenheit im Büro zu fordern
- Berufstätigkeit beider Eltern als Standard ermöglichen, wie im Ausland üblich
- Kita-Plätze ausbauen, hier ist Bayern mit Abstand Schlusslicht in Deutschland
- Eine Männerquote für Kindergärten und Grundschulen einführen, um auch für Jungen eine ausgewogene Betreuung zu bekommen
Im Laufe des Abends wurden so viele Ideen ausgetauscht, wie die Gleichstellung in den Kommunen ermöglicht werden kann. Einige anwesende Gemeinde- und Stadträt:innen haben ganz konkrete Vorschläge für die Arbeit in ihren Kommunen mitgenommen.
(CKO)







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