Am Freitag, dem 22 März, trafen sich knapp 15 Personen in der Bauernstube des Bezirksgutes in Haar. Herr Schwerdtner begrüßte die Teilnehmer*Innen und es folgte ein gut zweistündiger intensiver Austausch.
Übersicht Bezirksgut
Zu Beginn gab Herr Schwerdtner einen Überblick über die Geschichte und die Strukturen des Bezirksguts. Es gibt drei Standorte (Gut Gern in Gabersee bei Wasserburg, Gut Taufkirchen an der Vils und Gut Haar) mit ca. 610ha Fläche, davon ca. 200 ha Wald. Zur großen Überraschung bewirtschaftet Herr Schwerdtner die landwirtschaftlichen Flächen alleine. Um den Wald kümmert sich Herr Matuschek vom Forstrevier Aschheim. Im Büro unterstützt eine Halbtagskraft. Das Gut wurde 1904 gegründet und hatte die Intention, die Kliniken mit Lebensmittel zu versorgen. Die Patienten*Innen halfen bei der täglichen Arbeit aus therapeutischen Gründen mit.
Anbau-Reihenfolge zur Vermeidung von Monokulturen
Herr Schwerdtner führte aus, dass es auf dem Bezirksgut keine Monokulturen gibt. Es gibt eine Fruchtfolge von vier Sorten und einer zusätzlichen Zwischenfrucht zur Verbesserung des Bodens. Durch die Reihenfolge „Sommer Gerste – Winterweizen – Raps – Zwischenfrucht – Silomais“ konnte auf Glyphosat seit zwei Jahren komplett verzichtet werden. Dies ist ein Erfolg des Verwalters, da er die Folge „Winterweizen – Sommer Gerste“ gedreht hat. Die zusätzliche Zwischenfrucht versorgt den Boden mit wertvollen Nährstoffen und hilft den Insekten bei der Nahrungssuche. Bei der Bodenbearbeitung wird auf das Pflügen verzichtet. Dies wurde früher eingesetzt um den Boden von der alten Bepflanzung zu befreien. Heute wird der Boden auf den oberen 5-10 cm aufgelockert und damit der alte Pflanzenbewuchs untergehoben. Dies ist deutlich schonender als Pflügen oder eine chemische Behandlung.
Die Düngung der Felder ist für Außenstehende kompliziert.
Aus dem durchschnittlichen Ertrag der letzten drei Jahre wird der Bedarf für die Düngung ermittelt. Zusätzlich muss geprüft werden, wie hoch der Gehalt im Boden noch ist. Aus diesen Werten wird dann die Menge bestimmt und beim entsprechenden Amt beantragt.
In den meisten Fällen darf diese Menge jedoch nicht auf einmal ausgebracht werden, sondern muss auf bis zu viermal verteilt werden.
Herr Schwerdtner greift bei der Düngung auf folgende Hauptbestandteile zurück: Stickstoff, Schwefel, Phosphor und Kaliumsalze.
Stickstoff und Schwefel werden im Normalfall chemisch erzeugt. Durch ausbringen von Gülle kann der Bedarf an Phosphor und Kaliumsalzen gedeckt werden. Die Zusetzung von Schwefel hat alle Anwesenden überrascht, da dies erst seit den letzten Jahren notwendig ist. Durch die Entschwefelungsanlagen und den Schwefelfreien Sprit hat sich der Schwefelanteil in der Luft so weit reduziert, dass er in der Landwirtschaft wieder zugesetzt werden muss.
Beim Pflanzenschutz findet ein Umdenken statt. Zwar werden noch Herbizide zur Bekämpfung von unerwünschten Pflanzen eingesetzt, jedoch bei der Nutzung von Insektiziden geht der Verbrauch zurück.
Durch das Volksbegehren zur Artenvielfalt gab es viel Unruhe bei den Landwirten. Einig Bio-Bauern fürchten um ihre Preise und die konventionellen auf zu viele Einschränkungen. Herr Schwerdtner äußerte Bedenken, dass sich das Volksbegehren negativ auf das Bezirksgut auswirkt. Die Anwesenden machten stellten jedoch klar, dass dies nur dann berechtigt, wenn es von der Politik nicht richtig umgesetzt bzw. begleitet wird. Das Volksbegehren macht zwar einige Vorgaben, jedoch ist immer eine alterative Lösung bzw. Ausgleich vorhanden.
Am Ende gab es zwar nicht in allen Punkten eine Übereinstimmung, was auch nicht zu erwarten war. Beide Seiten haben aber viel dazugelernt und können sich in Zukunft besser verständigen.
Weitere Hinweise zum Bezirksgut finden Sie unter
https://www.bezirk-oberbayern.de/Bezirk/Einrichtungen-und-Beteiligungen/Bezirksg%C3%BCter
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