Grundsätzlich “Ja zur Tram”: Jetzt schaun wir uns das genauer an!

In der Haarer Gemeinderatssitzung am 22. Februar 2022 befasste der Rat sich erstmals mit der möglichen Verlängerung der Tram nach Haar. Die Stadt München plant, die Straßenbahn von Berg am Laim entlang der Wasserburger Landstraße Richtung Haar fortzuführen. Hierzu wurden bereits die ersten Leistungsphasen seitens der Landeshauptstadt beauftragt. Bis zu einem Baubeginn wird es aber noch etliche Jahr dauern. Für eine, auch von uns Grünen vorgeschlagene, Verlängerung bis nach Haar wurden vom Planungsbüro Intraplan bereits verschiedene Varianten untersucht, z. B eine Trasse durchs Jagdfeld, eine Verlängerung bis zur KFZ-Zulassungsstelle in Grasbrunn, oder eine Trassenführung Richtung Bahnhof.

In der Sitzung stellten Herr Orth von Infraplan und Herr Maier vom Landratsamt München den Planungsstand vor. Bisher erfüllt noch keine Trasse die Kosten-Nutzen-Anforderungen, um mit Bundesmitteln gefördert zu werden. Jedoch ist damit zu rechnen, dass die Ampelkoalition in naher Zukunft die Förderbedingungen ändern und ÖPNV-Neubauten erleichtern wird. Andreas Bukowski ging mit dem Beschlussvorschlag in die Sitzung, schon jetzt eine Streckenführung in der Leibstraße kategorisch auszuschließen. Bernhard Lohr meinte dazu in der Süddeutschen:

“Und dann sehen sie sich noch mit einem Bürgermeister konfrontiert, der geradezu ultimativ fordert, eine Trassenvariante über die Leibstraße per Gemeinderatsbeschluss auszuschließen. Ein solches Vorgehen ist fragwürdig. Und es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht notwendig. Es wäre vielmehr ein fataler Fehler…”

Das lassen wir mal unwidersprochen so stehen. Allerdings zeigte sich in der der Präsentation folgenden Diskussion, dass der von Grünen und FDP eingebrachte Beschlussvorschlag, auf große Zustimmung stieß.  Der Gemeinderat beschloss einstimmig, die Tram zu begrüßen, sich aber zum jetzigen Zeitpunkt alle Optionen offenzuhalten,:

Der Gemeinderat steht einer Verlängerung der Tram von Berg am Laim nach Haar grundsätzlich positiv gegenüber.

Zu der vom Planungsbüro intraplan  aufgezeigten Streckenführung besteht Klärungsbedarf hinsichtlich des exakten Trassenverlaufs und der Haltestellenplanung. Speziell für den in der Planungsskizze aufgezeigten Streckenabschnitt Leibstraße – Richtung S-Bahnhof Haar sind aufgrund der bestehenden Umsetzungsrisiken Planungsalternativen aufzuzeigen, die auch die Anbindung von Unterhaar berücksichtigen. Die Verwaltung wird beauftragt, das Planungsbüro intraplan zeitnah in die Sitzung des Bauauschusses einzuladen, um über den Stand der Verkehrs- und Machbarkeitsanalysen sowie mögliche nächste Schritte zu berichten. Im Anschlusssind durch die Verwaltung weitere Gespräche mit dem Landkreis und der Stadt München zu führen, um die Belange der Gemeinde Haar vor Eintritt in konkrete Planungen geltend zu machen.”

Wir Grünen freuen uns über diesen Grundsatzbeschluss und setzen uns weiter für eine ergebnisoffene Diskussion ein, besonders auch darüber, ob eine Trassenführung durch die Leibstraße realisierbar wäre. Bern, Zürich, München oder Augsburg zeigen, dass dies nicht von Vornherein ausgeschlossen ist. Dafür gibt uns insbesondere auch die gerade beginnenden Arbeiten am Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) eine hervorragende Gelegenheit. Denn darin werden die Chancen und Grenzen der Leibstraße den zentralen Untersuchungspunkt bilden. Wenn es genügend konkrete Informationen gibt, werden wir uns für eine umfassende Bürger:innenbeteiligung einsetzen.

Die Haarer Grünen werden sich weiter dafür einsetzen, dass diese Jahrhundertchance im öffentlichen Nahverkehr ergriffen wird und die Verkehrswende durch eine Neuverteilung des Verkehrsraums auf der B304 zugunsten des Mobilitätsverbunds Realität wird. Dies werden wir im engen Austausch mit dem Landkreis und der Stadt München tun.

Schließlich bleibt noch zu notieren, dass der Gemeinderat nicht über die ja eigentlich begrüßenswerten Vorträge des Planungsbüros informiert worden war. So konnten die Daten nicht vorab studiert und auch keine Fragen vorbereitet werden. Optimale Kommunikation zwischen Rat und Rathaus sieht für uns anders aus. Dies thematisiert auch der umfangreiche SZ-Artikel vom 24. Februar zu diesem Thema: Haar bei München – Debatte über Tram durch die Leibstraße – Landkreis München – SZ.de (sueddeutsche.de)

 

 

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