Das Münchner Umland ist eine der dynamischsten Wachstumsregionen Deutschlands. Die Gemeinde Haar muss sich dieser Herausforderung stellen. Zuzugsverweigerung und Verknappung von Wohnraum ist keine Antwort darauf. Es ist eine kommunalpolitische Aufgabe, diese Entwicklung aktiv zu gestalten und nicht von ihr getrieben zu werden. Für eine nachhaltige Entwicklung des Gemeindehaushalts müssen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer gesteigert werden – keine Frage! Deshalb braucht es vielfältige Anstrengungen für die Vermarktung aller Bestandsflächen und einer klugen und abgestimmten Politik der Ausweisung neuer Flächen. Die Entwicklung der Gutswiese ist mit höchster Priorität zu betreiben. Die dort vorgesehene Mischung von Gewerbe, Wohnen und Infrastruktur (z.B. Kita, Tagespflege für Senioren) würde den wünschenswerten Abschluss einer jahrzehntelangen ortsplanerischen Entwicklung darstellen. Der Bezirk Oberbayern als Besitzer der Flächen hat in der Vergangenheit eine hohe Kooperationsbereitschaft signalisiert. Für eine menschen- und klimagerechte Weiterentwicklung der Haarer Potenzialflächen sind aus grüner Sicht mehrere Grundsätze zu beachten. Auf einen Teil davon hat sich der Gemeinderat in seinen Leitlinien bereits verständigt, auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass nicht allen die Inhalte der Leitlinien immer präsent sind.
Insbesondere mit Blick auf die anhaltende Diskussion über eine mögliche Bebauung der Finckwiese sind dies die grünen Entwicklungs-Grundsätze:
- Innen- vor Außenentwicklung: Vorrangig Leerstände vermarkten, bevor neue Flächen erschlossen werden. Dies spricht angesichts der Länge der Planungsphasen nicht unbedingt gegen die Aufstellung neuer Flächennutzungspläne.
- Auf neuen Gebieten ist, wo immer möglich, die Mischnutzung Gewerbe, Wohnen und Infrastruktur auszuweisen. Dies gilt insbesondere für eine so große Fläche wie die Finckwiese. Nur so kann ein integrierter Ortsteil entstehen. Arbeitsplätze ohne Wohnraum zu schaffen, würde zudem den Preisdruck auf das knappe innerörtliche Wohnungsangebot weiter verschärfen. Zudem stünde es im Widerspruch zu den Haarer Leitlinien, bezahlbaren und familiengerechten, sowie barrierefreien Wohnraum zu fördern.
- Nutzungs-Flexibilität, eine leistungsstarke Anbindung an den ÖPNV, Fahrrad- und Fußwege, minimierte Flächenversiegelung, positive Energiebilanz im Betrieb, Zirkularität der Materialien, Vielfalt an Flora und Fauna im Areal und ein modernes Wassermanagement sind zu verwirklichen. Kurzum, die Kriterien für nachhaltiges Bauen sind umzusetzen und entsprechende rechtsverbindliche Festlegungen in Flächennutzungsplänen und Städtebaulichen Verträgen zu treffen.
- Die Gemeinde gestaltet die Entwicklung und lässt sich nicht von potenziellen Nutzern im Planungsprozess treiben. Im Sinne einer Risikoverringerung fördert sie gewerbliche Diversität bei Neuansiedlungen.
Wenn diese Grundsätze eingehalten werden, dann kann eine davon geleitete Entwicklung der Finckwiese ein Gewinn für Haar werden: finanziell, sozial und ökologisch!
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