———–VORSICHT SATIRE ————–
In Haar gäbe es wirklich viel zu tun: Man könnte ein Werbeprogramm für Erzieherinnen starten, schließlich fehlen rund 160 Kitaplätze. Man könnte mit dem Bezirk in ernsthafte Gespräche über die Entwicklung der Gutswiese eintreten, immerhin wurden der Gemeinde dort dringend nötige Gewerbeflächen angeboten. Man könnte auch bei der Bahn nachfragen, ob sie endlich grünes Licht für den Radweg entlang der Bahngleise gibt.
Aber unser Bürgermeister hat stattdessen im Sommerloch das wirklich vordringlichste Problem der Kommune zielsicher erkannt und es umgehend tatkräftig gelöst. Er hat eine schwere Gefahr von Haar abgewendet: Den Angriff der bösen Gendersternchen und -pünktchen, die die Sprech- und Schreibfähigkeiten der Haarer:innen, pardon, der Haarenden, gefährlich bedroht haben.
Deshalb hat er im stillen Kämmerlein eine achtseitige Dienstanweisung verfasst, wie in Zukunft von Gemeindeseite in Haar geschrieben und gesprochen werden muss. Die Sternchen und ihre Mitgefährten wie Doppelpunkt und Lücke wurden per Dekret aus der Gemeindekommunikation verbannt und viel Hirnschmalz in geschlechtsneutrale Ersatzformulierungen gesteckt. Dumm nur, dass diese Ersatzformulierungen meist all die Menschen ausgrenzen, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen und in ihren Ausweisen die Kategorie divers angegeben haben. Aber wo gehobelt wird, da …
Gott sei Dank, nun ist die Gefahr gebannt und es bleibt zu hoffen, dass viele andere Gemeinden und Städte dem leuchtenden Beispiel des Haarer Sprachretters folgen werden.
Auch im Rathaus war die Erleichterung groß. Die Gleichstellungsbeauftragte eilte ins Bürgermeisterzimmer um stundenlang ihren Dank zu übermitteln. Halt, nicht dass wir da etwas durcheinanderbringen. In Wirklichkeit war zu hören, dass sie es doch suboptimal fand, in diese Neuregelung nicht vorab eingebunden worden zu sein. Jedenfalls hat sie nun ihr Gleichstellungsamt niedergelegt und die Gemeinde sucht jetzt eine sternchen-feindliche Person für die Aufgaben der Förderung der Gleichstellung (ja so kompliziert kann Sprachrettung sein). Es wird dem Bürgermeister eine glückliche Hand bei der Auswahl gewünscht.
Auch in der Presseabteilung war man – nach den neuen Vorgaben: waren Mann und Frau wohl mäßig begeistert. Viele hundert Seiten der Homepage müssen jetzt durchgeschaut und „entsternt“ werden, aber die Kolleginnen werden den Mehrwert dieses Zusatzaufwandes sicher bald vom Bürgermeister überzeugend erläutert bekommen. Und dann freuen sie sich zusammen mit allen anderen Haarenden über die Rettung der Gemeindesprache!
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